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Dokumentation von ABAP Entwicklungen

  1. Dokumentation von ABAP Entwicklungen
    1. Zielgruppe
    2. Inhalt des Kapitels
    3. Allgemeine Dokumentations-Tipps
    4. Dokumentation unabhängig von Entwicklungsobjekten
    5. Dokumentation zur Versionsverwaltung
      1. Transportauftrag
      2. Git-Client
    6. Dokumentation von Entwicklungsobjekten
      1. Kurztexte
      2. abapDoc
      3. Knowledge Transfer Documents (KTD)
    7. Dokumentation im Quellcode
      1. Dokumentationssprache
      2. Dokumentation von Änderungen
      3. Kommentare im Quellcode

Zielgruppe

Dieses Kapitel ist an ABAP Entwickler, Software Architekten, technische Schreiber und Entwicklungsleiter gerichtet. Wir möchten sie mit den Inhalten des Kapitels bei der Einführung und Optimierung ihrer technischen Dokumentationsaufgaben von ABAP Entwicklungen unterstützen und ihnen nach Möglichkeit pragmatische Lösungen anbieten, die sie und ihre Kollegen langfristig bei der Wissensvermittlung über ihre Individualsoftware unterstützt.

Inhalt des Kapitels

Technische Dokumentation dient der Wissensvermittlung und soll dem Leser einen schnellen Einstieg in die Architektur und die Funktionsweise eines Softwaresystems vermitteln, ohne dass man sich auf Quellcode-Ebene mit den Details des Systems auseinandersetzen muss. Fehlt die Dokumentation oder ist sie nicht in ausreichendem Maß vorhanden, führt dies spätestens bei der Weiterentwicklung oder dem Wechsel von Entwicklern zu erhöhten Aufwänden.

Allgemein ist es bei jeder Dokumentation wichtig, das richtige Maß zu finden und die beiden Extreme einer zu umfangreichen und oft veralteten Dokumentation, oder gar keiner Dokumentation zu vermeiden. Abhilfe schafft die Definition klarer, leicht verständlicher, mit Beispielen angereicherte Dokumentationsrichtlinien. Sind die offiziellen Anforderungen an die Dokumentation zu hoch oder zu abstrakt, führt dies in der Regel dazu, dass die Dokumentation entweder gar nicht, oder mit schlechter Qualität erst wird.

Die Dokumentation sollte während der Entwicklung, unbedingt aber vor der Produktivsetzung bzw. Bereitstellung erstellt werden und es sollte keine Produktivsetzung ohne fertige Dokumentation geben. Ansonsten ergibt sich in der Regel ein Mehraufwand oder letztlich eine fehlende Dokumentation.

BEST PRACTICE
Tip: Binden Sie die Autoren und die Leser, für die die Dokumentation geschrieben wird, in den Definitionsprozess der Dokumentationsrichtlinien mit ein.

Allgemeine Dokumentations-Tipps

Nachfolgender Abschnitt liefert ihnen leicht anwendbare und nützlichen Tipps, wie sie einen effektiven Umgang mit Dokumentationsaufgaben erreichen können.

Goldene Dokumentationsregeln

  1. Die Dokumentation muss einfach zu verstehen sein
  • Schreiben sie in aktiver Form und verwenden sie kurze Sätze.
  • Nutzen sie leicht verständliche und einfache Sprache.
  • Schreiben sie oberflächlich und überfrachten sie den Leser nicht mit zu vielen Details.
  • Gehen sie auf Details nur dann ein, wenn sie der Zielgruppe einen Mehrwert bieten.
  • Visualisieren sie Informationen durch den Einsatz von Tabellen und Grafiken.
  1. Die Dokumentation muss einfach zu nutzen sein
  • Schreiben sie zielgruppenorientiert und setzen sie die domänenspezifische Fachsprache ein.
  • Verwenden sie einen lösungsorientierten Schreibstil um den Leser bei seiner Aufgabenbewältigung zu unterstützen.
  • Nutzen sie moderne Dokumentationsmittel wie Hyperlinks zur semantischen Kontextnavigation oder wiederverwendbare Textcontainer.
  • Achten sie bei der Verwendung von Informationen und Bildmaterial auf die Vermeidung von Datenschutz- oder Compliance-Verstöße.
  • Löschen Sie leere Kapitel und Vorlage-Texte, die aus einem Template-Dokument stammen (Diese sind nach der nächsten Aktualisierung der Vorlage veraltet, Sie brauchen sie also nicht mehr!)

Dokumentation unabhängig von Entwicklungsobjekten

Neben der Beschreibung der vielen Entwicklungsobjekte, die einzelne, sehr spezielle Funktionen im ABAP-System übernehmen, gibt es auch den Bedarf, die größeren Zusammenhänge innerhalb eines Moduls und modulübergreifend darzustellen. Dazu gehören z.B. Antworten auf Fragen wie:

  • Welche Abhängigkeiten gibt es zwischen den Modulen?
  • Welche Anwendungen werden bei welchen Geschäftsprozessen verwendet?
  • Welche Hintergrundjobs laufen wann am Tag / im Monat / im Jahr und welche Entwicklungsobjekte sind davon betroffen?

Für die Beantwortung dieser Fragen findet sich unserer Meinung nach kein geeignetes Ablagemedium innerhalb der SAP-Entwicklungsumgebung, das insbesondere Grafiken gut integriert. Wir empfehlen daher, für die Dokumentation dieser übergreifenden Zusammenhänge auf andere Medien zurückzugreifen. Beispiele dafür sind:

  • SAP Solution Manager
  • Interne (Produkt-)Wikis
  • Dokumente in gepflegten öffentlichen Verzeichnissen (Portalablage, SharePoint, Fileshare …)

Die Erfahrung zeigt, dass die Herausforderung in diesem Bereich primär in der Frage der Disziplin liegt. Diese Herausforderung kann kein Tool lösen, sondern nur das Entwicklungsteam und die zugehörige Entwicklungsleitung.

Zur Dokumentation der Systemarchitektur inklusive Entwurfsentscheidungen bietet sich die Verwendung einer Vorlage an, wie z.B. das arc42-Template. Dies kann verhindern, dass wesentliche Aspekte in der Dokumentation vergessen werden und beschleunigt - bei Verwendung einer Vorlage über mehrere Projekte hinweg - die Suche nach spezifischen Informationen. Zudem erleichtert die Festlegung von Vorlagen das Erstellen der Dokumentation parallel zur Entwicklung und die Einhaltung eines angemessenen Abstraktionsniveaus.

Dokumentenvorlagen wie das arc42-Template müssen nicht immer vollständig “ausgefüllt” werden, sondern relevante Teile sollen je nach Art und Umfang des Entwicklungsprojekts identifiziert und der Rest gelöscht werden.

Darüber hinaus kann eine veraltete Dokumentation irreführend sein. Deshalb sollte in allen Dokumenten der Stand und eine Versionierung enthalten sein, um die Aktualität bewerten zu können.

BEST PRACTICE
Es sollte im Unternehmen geklärt werden, wie Dokumentation von Software erfolgen soll.

Innerhalb einer SAP-Systemlandschaft bietet der SAP Solution Manager Möglichkeiten zur Projektdokumentation.

Die nachfolgenden Links bieten weitere Informationen dazu.

WEITERE QUELLEN

  1. Das arc42-Template zur Architekturdokumentation, Arc42-Template (aufgerufen am: 19.09.2024)
  2. Stefan Zörner: Softwarearchitekturen dokumentieren und kommunizieren. Carl Hanser Verlag GmbH Co KG, 2021. ISBN: 978-3446469280
  3. Master Guide SAP Solution Manager - Solution Documentation (aufgerufen am: 26.01.2025)
  4. ABAP Development Tools: User Guide - Documentation of Development Objects (aufgerufen am: 26.01.2025)

Dokumentation zur Versionsverwaltung

Transportauftrag

Oftmals hilft es zum Transportauftrag zu dokumentieren

  • Ticketnummer und Titel des Tickets
  • Wichtigste Entwicklungsobjekte im Transport
  • Abhängigkeiten zu anderen Transporten (sofern vorhanden)
  • Kurzbeschreibung zu Änderungen im Transport Die Dokumentation zu jeder Aufgabe und zu jedem Auftrag lässt sich während der Auftragsbearbeitung innerhalb des Transport Request Editors im Reiter “Dokumentation” erfassen. Die Dokumentation kann bis zur Freigabe laufend erweitert werden. Beachten sie, dass nach der Freigabe des Auftrags die Bearbeitung nicht mehr möglich ist.

Diese Dokumentation auf dem Reiter “Dokumentation” kann man für jeden Transportauftrag erstellen, der in das Produktivsysteme geht. Vermeiden sie redundante Dokumentation und dokumentieren sie keine Transporte von Kopien. Letztlich interessieren nur die Transporte, die ins Produktiv System gehen sollen, bzw. bereits gegangen sind.

WEITERE QUELLEN

Git-Client

Die Verwendung eines Git-Clients wie abapGit oder gCTS protokolliert Code-Änderungen automatisch bei jedem Commit. Zusätzlich werden bei dem Commit Metadaten gespeichert, die eine kurze Beschreibung, sogenannte Commit-Nachricht, den Autor und das Datum enthalten. Die so entstehende Commit-Historie ermöglicht, vergangene Commits zu sehen und die Code-Änderungen nachzuvollziehen. Wird ein Ticket-System, wie zum Beispiel Jira oder Azure DevOps, für die Erfassung der Anforderungen benutzt, hat jede Anforderung an die Entwicklung eine eindeutige ID. Viele Teams haben die Vorgabe oder die interne Vereinbarung, diese ID in den Commit-Nachrichten einzutragen, damit sich die Commits den Aufgaben zuordnen lassen. Wird das konsistent gemacht, lassen sich mittels Freitextsuche in den Commit-Nachrichten alle Commits identifizieren, die zu einer bestimmten Aufgabe gehören. Das erleichtert wesentlich das Wiederfinden und die Überprüfung der Umsetzung im Fall von Bugs. Gleichzeitig lassen sich dadurch ähnliche Aufgaben sehr schnell umsetzen, weil die Entwickler das bereits funktionierende Beispiel finden und verfolgen können.

BEST PRACTICE
Steigern sie die Nachverfolgbarkeit und Transparenz von Änderungen an Entwicklungsobjekten, indem sie im Transportauftrag oder Git-Client die Änderungen dokumentieren - idealerweise mit Bezug zu dem auslösenden Vorgang im Ticketsystem.

Dokumentation von Entwicklungsobjekten

Neben Methoden, Funktionsbausteinen und Reports, die Dokumentation im Quellcode enthalten können, existieren weitere Entwicklungsobjekte im ABAP-System, die keinen Quellcode besitzen und daher auf anderem Weg dokumentiert werden müssen. Beispiele dafür sind:

  • DDIC-Objekte
  • Transaktionen

Da die Workbench-Dokumentation auch an das Transportwesen angeschlossen ist, steht sie in allen Einzelsystemen einer Systemlandschaft zur Verfügung. Weiterhin kann diese Dokumentation von allen Benutzern eingesehen werden und wird für Reports vom ABAP-System automatisch in die Benutzeroberfläche eingebunden. Ein weiterer Vorteil kann darin bestehen, dass die Dokumentation mehrsprachig geführt werden kann. Auf SAP-Systemen mit SAP_BASIS >= 7.40 können im Quellcode ABAP-Doc-Kommentare verwendet werden. Dies kann als Alternative zur Dokumentation in der ABAP-Workbench verwendet werden. Der volle Funktionsumfang von ABAP-Doc-Kommentaren lässt sich derzeit allerdings nur mit den ABAP-Development-Tools für Eclipse ausschöpfen. Bei Verwendung von Core Data Services zur Definition von DDIC-Objekten können wesentlich mehr Entwicklungsobjekte im Quellcode dokumentiert werden und die Notwendigkeit externer Dokumentation entfällt. Beginnend mit SAP NetWeaver 7.50 lassen sich die ABAP-Doc-Kommentare von Klassen und Schnittstellen als HTML-Dateien exportieren. Die SAP erweitert ihr Repertoire ab ABAP Plattform 7.55 um eine weitere Technologie zur Dokumentation von ABAP-Entwicklungsobjekten. Das Knowledge Transfer Document fokussiert sich auf die neuen Objekttypen, die primär aus dem ABAP Restful Application Programming Model (RAP) Kontext entstammen. Dieses umfasst unter anderem: CDS Views, Behavior Definitions, Service Definitions, Service Bindings, Annotation Definitions und Paket

Kurztexte

Zu vielen Objekte können Kurztexte angelegt werden, wie eine Beschreibung zu einem Datenelement oder einer Methode.

abapDoc

abapDoc ermöglicht es Klassen, Interfaces und Functionsbausteine zu dokumentieren. Die Kommentare bestehen aus einer oder mehr kommentierte Zeile. abapDoc beginnt mit dem Präfix “!.

Im Quelltexteditor können abapDoc Kommentare vor deklarativen Statements platziert werden.

abapDoc Kommentare werden angezeigt in

  • ABAP Element Info view
  • Element Information Popup
  • Code Completion Liste.

Knowledge Transfer Documents (KTD)

Seit ABAP Plattform 7.55 gibt es das Knowledge Transfer Document. KTD kann für jedes Element eines Objekts die Dokumentation einzeln erstellt werden. Es basiert auf Markdown-Sprache mit einfacher Textformatierungssyntax.

KTD müssen im selben Paket wie das Entwicklungsobjekt sein. Es wird nicht automatisch mit dem Entwicklungsobjekt transportiert, aber wenn das Entwicklungsobjekt gelöscht wird, wird auch das dazugehörige KTD gelöscht.

BEST PRACTICE
Wir empfehlen, für alle Entwicklungsobjekte und unabhängig vom Quellcode die Dokumentationsfunktion der ABAP-Workbench zu nutzen. Die Dokumentationsfunktion sollte in folgender Reihenfolge angewendet werden, je nachdem für welches Objekt welche Art von Dokumentationsobjekt verfügbar ist: 1. Knowledge Transfer Documents 2. abapDoc 3. Kurztexte Hierbei sollte ausschließlich der Ist-Stand dokumentiert werden, gegebenenfalls angereichert um kurze Verweise auf die Änderungsdokumentation (Transportdokumentation, Defekt-Nummern).

Dokumentation im Quellcode

Dokumentationssprache

Entwicklungsteams arbeiten heutzutage überwiegend international zusammen. Auch wenn Sie derzeit rein deutschsprachig entwickeln, kann Ihr Projekt im Laufe der Zeit internationalisiert werden. Der Aufwand, der dann durch Koordinationsprobleme oder sogar nachträgliches Übersetzen entsteht, steht in keinem Verhältnis zu dem vielleicht größeren Aufwand durch englische Dokumentation. Es hat sich außerdem gezeigt, dass die Lesbarkeit von Quellcode und Kommentaren durch englischsprachige Kommentare erhöht wird. Denn die ABAP-Befehle selbst sind englisch und im Stil von Sätzen aufgebaut. Der Leser des Quellcodes muss bei englischer Dokumentation also nicht ständig die Sprache wechseln.

BEST PRACTICE
Es sollte im Unternehmen geklärt, was die Kommentierungssprache ist. Die Empfehlung ist in englisch zu kommentieren.

Dokumentation von Änderungen

Ab dem Zeitpunkt der Produktivsetzung eines Programms sollte darauf geachtet werden, dass Änderungen in Programmen angemessen dokumentiert werden. Hier ist das richtige Maß wesentlich: Eine vollständige Versionshistorie aller Änderungen und auskommentierter Quellcode reduzieren die Lesbarkeit des Quellcodes. Trotz dieses Nachteils dokumentieren einige Entwicklungsteams bewusst alle Änderungen im Quellcode, um die Fehlersuche auf Produktiv- oder Testsystemen zu vereinfachen, in denen die Versionshistorie nicht zur Verfügung steht.

BEST PRACTICE
Nachträgliche Änderungen am Quellcode sollten - von Headerkommentaren abgesehen - nur in Ausnahmefällen direkt im Quellcode dokumentiert werden.

Kommentare im Quellcode

Kommentare im Quellcode sollen dazu dienen, Entwicklern das Verstehen des Quellcodes zu erleichtern, sofern dies nicht durch geschickte Gestaltung des Quellcodes allein (Modularisierung, Namenswahl von Methoden und Variablen) erreichbar ist.

Kommentare sind für andere Entwickler und mit zunehmendem zeitlichen Abstand auch für den ursprünglichen Entwickler gedacht.

Stern-Kommentare sollten nur im Programmkopf oder für das temporäre Auskommentieren von altem Quellcode verwendet werden.

Für alle anderen Kommentare empfiehlt SAP, Inline-Kommentare zu verwenden. Diese sollten jeweils vor dem Quellcode stehen, den sie dokumentieren, und genauso eingerückt sein wie dieser Quellcode. Letzteres wird (nur) für Inline-Kommentare auch vom Pretty Printer korrekt durchgeführt.

BEST PRACTICE
Sie sollten die Frage beantworten, „Warum” etwas programmiert wurde und nicht „Was”. Letzteres ergibt sich aus dem Quellcode ohnehin, während die Beweggründe oft nicht klar erkennbar sind. Gerade sie helfen beim Verständnis aber wesentlich weiter. Dabei gilt der Grundsatz: So wenig Kommentar wie möglich, so viel Kommentar wie nötig.

WEITERE QUELLEN

  1. Horst Keller, Wolf Hagen Thümmel: ABAP-Programmierrichtlinien. SAP Press, 2009. ISBN: 9783836212861

Einleitung Sicherheit